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Entstehung und Entwicklung

 Bronzene Gegenstände, Schmuck, Waffen und andere Ausgrabungsgegenstände, welche durch die Ausgrabungen gefunden wurden, haben gezeigt, dass dieses Gebiet schon in der Bronzezeit, sowie im 3. und im 4. Jahrhundert n. Christus besiedelt war. Auch in der Türkenzeit befand sich hier ein Dorf namens Hoča (oder Oča), welches dann aber verschwand. In den Schriften der Verfasser, welche die Entwicklung und die Besiedlung von Banat verfolgt haben, wird im Jahre 1764 eine Siedlung namens Oča erwähnt.

Auf dem Gebiet der Militärgrenze Österreichs brachten die Einfälle der Türken große Zerstörungen, und das Gebiet hatte ohnehin viel von nicht angebautem Land. Bei Tagungen des Wiener Hof-Kriegsrates vom 17.9. 1800 wurde die Entscheidung über die Schaffung neuer Siedlungen getroffen. Für die Gründung einer dieser Siedlungen wurde die Weidelandschaft Podbrestje und Kleiner Alibunar, sowie Oča bestimmt. Zur Besiedlung haben sich die katholischen deutschen Kolonisten aus dem Badischen gemeldet. Die Häuser wurden noch nicht erbaut, aber die Menschen kamen mit den Schiffen flussabwärts über die Donau an und wurden in den Ortschaften der Pantschowaer Kompanie untergebracht.

Auf den Vorschlag des Generalstabes wurde der Ort Karlsdorf genannt, nach dem Minister für Krieg und Marine, Großherzog Carl. Der Plan der Häuser wurde durch den Befehl vom 10. Juli 1802 festgelegt. Ein solches Siedlerhaus war mit dem Giebel zur Strasse orientiert, hatte ein Zimmer, eine Küche und eine Abstellkammer. Das Fundament war aus Stein, die Wände aus gestampfter Erde und das Dach war mit Schilfrohr bedeckt.

Das Dorf hatte vier Strassen. An den Kreuzungen wurden gemeinsame Brunnen ausgehoben. In der Dorfmitte war ein Militärübungsplatz, ca. 8 Joch groß. Um dieses Gelände herum wurden in den Jahren 1804 und 1810 eine Kirche, ein Pfarrhaus, eine Schule, eine Kaserne, ein Offizierspension und ein Gasthaus errichtet.

Im Frühjahr 1803 bezogen die ersten Kolonisten ihre Häuser. Jeder Haushalt bekam zwei Pferde, eine Kuh, ein Gespann, einen Wagen, eine Pflug, eine Egge, Kleinwerkzeuge und einfache Möblierung im Gesamtwert von 180 Gulden. Dieser Betrag musste später abbezahlt werden.

            Ab dem Jahr 1803 kamen die Kolonisten aus den Banater Gemeinden Karašovo, Lupak und Klokotić, welche slawischer Herkunft aber katholischen Glaubens waren. Sie wurden „Krašovoer“ genannt. Jeder Familienhaushalt bekam 35, 17 oder 12 Joch Grund.

Wenn eine Familie, mit verfügbaren Grenzsoldaten gerechnet, weiterhin ungenügend Arbeitskräfte besaß, wurde sie mit einer anderen Familie zusammen geschlossen, oder ihr wurden Arbeitskräfte angeschlossen. Sie bildeten eine „Hausgemeinschaft“, in welcher sie, aufeinander angewiesen und gemeinsam Felder bestellend, in Ruhe und Eintracht leben mussten. Niemand durfte sein Gut alleine verwalten. Haus und Grund konnten nicht geteilt werden. Der Militärverwaltung gegenüber war der Vertreter der „Hausgemeinschaft“ verantwortlich und alle Angehörigen mussten sich ihm unterordnen. Dies war die slawische Art, aber wichtig für die strenge Militärverwaltung. Der Vorteil lag darin, dass keiner ausgenutzt wurde. Alles lief „nach Befehl“, die Preise wurden festgelegt und mussten deutlich ausgezeichnet werden. Ordnungswidrigkeiten wurden sofort seitens der Kompanie geahndet und größere Vergehen seitens des Regimentes.

            Große Aufmerksamkeit wurde der Sauberkeit in den Häusern und in der Ortschaft gewidmet, aber Luxus war nicht zulässig. So war, z.B., die Sonnenschirmnutzung untersagt.

            Marktort war Werschetz, wo man sich bis zum Jahr 1868 mit Medikamenten eingedeckt hat. Einmal wöchentlich, nach Bedarf auch öfter, wurde ein Einwohner bestimmt, um nach Werschetz mit dem Wagen zu fahren und dort auch die Angelegenheiten der anderen zu erledigen.

            Während der Revolution 1848 war Karlsdorf zwei Male der Schauplatz der Kämpfe. Am 12. Dezember 1848 brannten 9 Häuser aus und 23 Zivilisten kamen um. Nach der Revolution wurden die gesetzlichen Maßnahmen verschärft, aber daran störten sich die Einwohner Karlsdorfs nicht, da sie an die Gehorsamkeit und Ordnung gewöhnt waren. Als 1868 das Ziegelwerk Kalitowitsch erbaut wurde, wurden auch eine Apotheke, sowie ein Post- und ein Telegrafenamt eröffnet, was wesentlich zur Ortschaftsentwicklung beitrug. Es wurden zuerst 150, dann noch 15 neue Grundstücke zum Bau von Häusern vergeben, da viele Häuser überfüllt waren. Auch in der Wirtschaft kommt es zum großen Fortschritt, 1873 wurde die Salamifabrik „Herz und Sohn“ gegründet, welche schnell großen und später auch Weltbekanntheitsgrad errang. Die Gemeinde bekommt die Genehmigung zur Veranstaltung von drei Märkten im Jahr, bald darauf für einen vierten. So kommen Käufer und Händler aus weiteren Ortschaften, z.B. aus Kikinda, Temeschvar und Karansebesch. Der Park wurde angelegt und der Platz davor als Wochenmarkt eingerichtet. Im Jahre 1894 wurde die Eisenbahnverbindung Werschetz-Kubin in Betrieb genommen, an deren Aktien die Gemeinde Karlsdorf mit 16 000 Gulden beteiligt war. Im Jahre 1896 wurden das neue Rathaus (heute Ortsgemeinde) und ein Kindergarten errichtet. 1902 wurde die Schule erbaut, die über Jahrzehnte die modernste in der Umgebung war. Bald wurde die Schule staatlich. Der Ort bekommt den neuen Namen „Temeskarolyfalva“.

            Im Jahre 1910 wurde die Katastervermessung des Bodens durchgeführt, womit Karlsdorf zum Vorbild für die älteren und zum Teil auch die größeren Gemeinden wurde. Darauf bekommt der Ort den neuen Namen „Nagykarolyfalva“. In diesem Jahr erreicht die Bevölkerungszahl 3835 Einwohner. Man plant die Einführung der elektrischen Beleuchtung, sowie die Trockenlegung des Rieds in Zusammenarbeit mit den benachbarten Gemeinden, womit noch 16 000 Joch guten Ackerlandes hätten gewonnen werden können. Der Krieg, der bald ausbrach, ließ diese Pläne unverwirklicht.

            Im Ersten Weltkrieg wurden 654 Einwohner Karlsdorfs mobilisiert, von denen 125 umgekommen oder verschollen sind und 67 wurden zu Kriegsinvaliden. Der Staatswechsel verlief in Karlsdorf ruhig, nur ein paar Einwohner wurden verhaftet, da sie während einer öffentlichen Rede auf Serbisch aussagten, diese Sprache nicht zu verstehen. Seit 1921 wird der Ort offiziell in „Karlovo Selo“ umbenannt und ein Jahr später, nach mehrmaligen Interventionen und Bitten, wurde der Name „Karlsdorf“ wieder eingeführt.

            Ein paar Jahre vergingen in Ungewissheit, dann setzte wieder der Fortschritt  ein. 1923 wird die „Električna centrala AD“ („Elektrozentrale AG“) gegründet, durch welche der ganze Ort mit elektrischem Strom versorgt wurde, den es zu damaliger Zeit nur in den Städten gab. Es wurden eine Möbelfabrik und eine Schraubenfabrik gegründet, welche aber in den Krisenzeiten, die absehbar waren, schließen mussten. Errichtet wurden eine Maistrocknerei und eine Haarnadelfabrik, sowie ein Betrieb zur Fruchtsaftherstellung.

            Im Jahre 1926 wird per Dekret des jugoslawischen Innenministeriums der Ortsname in „Banatski Karlovac“ geändert. Im gleichen Jahr werden der erste Lesesaal und das Denkmal für die, im Jahre 1848 gefallenen Serben, errichtet.

            Nach der großen Wirtschaftskrise, ging es wieder aufwärts. Fabrik „Herz“ erweitert ihr Angebot und die Produktionsstätte, Hoffmann stellt die Fabrik der Alkoholgetränke auf Dampfmaschinen-Antrieb um, stellt Liköre her und errichtet auch die Essigfabrik. Viele Handwerker modernisieren ihre Läden, schaffen elektrische Maschinen an. Handel und Handwerk blühen.

            Dann aber kam wieder der Krieg.

            Von 665 mobilisierten Einwohnern Karlsdorfs, kamen 189 um oder sind verschollen. Während zweier Luftangriffe der Alliierten kamen zwei Karlsdorfer um. Wegen niedrigen Trefferquoten gab es keinen größeren materiellen Schaden.

            Am Abend des 2. Oktober 1944, wurde Karlsdorf durch die russischen und die Einheiten der Titos Partisanen besetzt. Dabei kam durch einen Granatsplitter ein Kind ums Leben. Schnell kommt es zur Konfiskation von Eigentum der Volksdeutschen und allen anderen, von denen man annahm, während des Krieges, auf der Seite der Besatzer gewesen zu sein. Konfisziertes Eigentum wurde ins Fond des allgemeinen Volkseigentums eingebracht, welches von der  Verwaltung der Volkseigentümer geführt wurde. Auf Grund des Gesetzes über Kolonisation und Agrarreform wurden die Bedingungen geschaffen, die Bevölkerung aus vielen Regionen Serbiens, Bosniens und Montenegros in den Ebene-Regionen anzusiedeln.

            In Karlsdorf wurden 615 Familien mit insgesamt 3.775 Haushaltsmitglieder angesiedelt. Die Besiedlung wurde hauptsächlich aus den Regionen Užice und Čačak durchgeführt. Die höchste Anzahl der neuen Einwohner bekam Karlsdorf am 1. März 1946. Etwa 180 Familien kamen während des Sommers des gleichen Jahres, während die kleineren Gruppen während der Jahre 1947 und 1948 ankamen. Eine Anzahl der Kolonisten war mit der Eigentumsverteilung und den Lebensbedingungen nicht zufrieden, so dass etwa 80 Familien in ihre alte Heimat zurückgekehrt sind. Neben den angesiedelten Kolonisten, blieb in Karlsdorf eine kleinere Zahl der Alteingesessenen. Die Mehrheit der Alteingesessenen wurde in die Arbeitslager überall in Jugoslawien deportiert, für den Wiederaufbau des Landes, manche von ihnen auch in die Sowjetunion. Die Bedingungen in diesen Lagern, von denen das größte und berüchtigste Telećka bei Titel (Rudolfsgnad) war, waren schwer und viele von den Deportierten sind gestorben oder wurden ermordet. Anfang der 50-er, unter der Vermittlung des Roten Kreuzes, wurde ihnen die Auswanderung in die Bundesrepublik Deutschland ermöglicht. Heute leben deren Nachkommen verstreut in der ganzen Welt.

            Nach der Verteilung der Häuser, hat die Ansiedlungskommission über die Verwaltung der Volkseigentümer die Verteilung von Weizen, Mais und anderen Lebensmitteln durchgeführt. Dann ging man zur Verteilung von Vieh und Viehfutter und landwirtschaftlichen Werkzeugen über. Dann nahm man sich der Verteilung des Bodens an. Auf die Größe des Grundbesitzes hatte die Anzahl der Haushaltsmitglieder Einfluss.

            In vollkommen neues Umfeld kommend, welches sich vom alten sehr unterschied, sowohl vom Klima, als auch von der Luft, dem Wasser, der Reliefform und von vielem Anderen her, kamen die Kolonisten sehr schwer zu recht und passten sich sehr schwer den neuen Lebensbedingungen an. Diese Schwierigkeiten machten vor allem den Älteren zu schaffen.

            Doch diese Schwierigkeiten wurden durch gemeinsame Anstrengungen überwunden. Das Leben nahm langsam seinen gewöhnlichen Lauf. Es wurden schon die ersten Kinder in der neuen Heimat geboren. Neben dem schon bestehenden deutschen Friedhof, entstanden auch die ersten Gräber der Verstorbenen weit von ihrer Heimat. Das Leben lief weiter, es musste an die Zukunft gedacht werden, sich an die Arbeit machen, für die es keinen Aufschub gab. Der Boden wartete. Er musste beackert, besät, die Früchte geerntet werden. Es gab keine Zeit zum Warten und zum Trauern und das Karlsdorfer Leben nahm mit seinen neuen Einwohnern seinen gewöhnlichen Lauf.

            Im Jahre 1949 bekommt der Ort den Namen „Banatsko Rankovićevo“, der bis zum Jahre 1956 blieb, bis der Ort wieder „Banatski Karlovac“ genannt wird und so heißt er bis heute.

         Heute ist „Banatski Karlovac“ ein Ort mit dem Status einer Stadt. Er zählt insgesamt 6113 Einwohner, nach der Volkszählung aus dem Jahre 1981 (neue Volkszählung wird 2001 erwartet), was ihn zur größten Ortschaft der Gemeinde macht.

 

Aus dem Serbischen übersetzt: www.uebersetzung-service.de

 

Literatura:
1. BILDBAND Karlsdorf/Banat und Umgebung 1802-1982  -180 Jahre Karlsdorf-
   Josef Bleichert, 1982.( uvodni tekst napisao Hans Volk)
2. Banatski Karlovac, monografski prikaz  -  grupa autora , 1986.


priredili:
Branislav I. Bjelić , Banatski Karlovac
Zvonko P. Djurić , Auckland , New Zealand
Banatski Karlovac , decembar 2000.

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                                             Das gleiche Leid und Schicksal

                     - Unseren Landsleuten der Kreisstadt Weißkirchen gewidmet -

 

 

Die bekannte Blumenstadt Weißkirchen an der Nera im Banat war schon seit der Ansiedlung unserer

großen deutschen Gemeinde Karlsdorf, an der Heeresstraße Belgrad - Bukarest, also seit den Jahren

1802 - 1803, sowohl auf wirtschaftlichem, wie auch kulturellem Gebiet mit unserem Heimatort ver-

bunden.

Der Grundstein unserer Heimatkirche Karlsdorf wurde am 26. Oktober 1806 gelegt. Sie wurde von

dem Weißkirchner Maurermeister Hickel erbaut. Am 16. Mai 1809 ist die Kirche zu Ehren des Hl.

Johannes von Nepomuk vom Weißkirchner Pfarrer Franz Seehorsch geweiht worden.

Zwischen den Weißkirchnern und Karlsdorfern bahnte sich allmählich familiäre und wirtschaftliche

Verbundenheit an. Kulturelle Veranstaltungen wurden gegenseitig besucht. Weißkirchen war unsere

Kreisstadt, auf die die Karlsdorfer stolz waren.

Im Jahre 1942 wurden die wehrpflichtigen Männer und Burschen aus Karlsdorf zu Waffenübungen

nach Weißkirchen einberufen und dort ausgebildet. Zwei_]ahre später, im Oktober 1944, erreichte uns

alle ein grausames unvergeßliches Schicksal. Am 4. Oktober 1944 begann die Verhaftung und Ver-

schleppung von 34 Karlsdorfer Männern, Frauen und Mädchen nach Weißkirchen. Sie fielen dort vom

8.-11. November einem grausamen Tode zum Opfer.

Ende März 1945 wurden etwa 350 ältere Weißkirchner Bürger in das Lager Karlsdorf, in den ehemali-

gen deutschen „Militärhangar“ nordwestlich des Friedhofes gebracht. Dort fanden die meisten, rund

200 Personen, die durch Hunger und Krankheit verstarben, auf dem Karlsdorfer Friedhof ihre letzte

Ruhe.

Vor Ostern 1945 wurden junge Arbeitskräfte aus dem Jahrgang 1931 nach Weißkirchen zur Arbeit in

die Landwirtschaft verschleppt. Sie konnten nur einige Kleidungsstücke, zu Ostern gebackenen Kuchen

und gefärbte Eier mitnehmen.

Durch viele gemeinsame Erlebnisse tragen wir unser gemeinsames Schicksal weit über die Grenzen und

Meere hinaus. So sind schon 180 Jahre seit der Gründung Karlsdorfs vergangen, und alle jene, denen

es vergönnt war, das Leben zu retten, fanden sich weit zerstreut in aller Welt als Mitglieder einer donau-

schwäbischen Gemeinschaft zusammen.

Friede den Toten, die auf beiden Fluren ohne Kreuz und Namen ruhen, auf deren Gräbern nie eine

Blume gelegt oder eine Kerze angebrannt, noch ein Gebet gesprochen wurde.

Mit den vier Bildern über Weißkirchen wollen wir unsere Verbundenheit mit der ehemaligen Kreisstadt

bekunden.

 

                                                                                                                                         Josef Bleichert

© James Consulting

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